Virtuelle Realität in der Bildung: Ein Sprung in die Zukunft?
Die virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR) hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Was einst als futuristisches Konzept galt, ist heute zur greifbaren Realität geworden, die sich in vielen Bereichen, einschließlich der Bildung, als äußerst nützlich erweist.
Pädagogische Aspekte von VR und AR
Einer der größten Vorteile der Verwendung von VR / AR in der Bildung ist die Fähigkeit, komplexe Informationen auf eine leicht verständliche und interaktive Weise zu präsentieren. Mit Hilfe von VR-Brillen können Schülerinnen und Schüler in virtuelle Welten eintauchen und komplexe Konzepte auf innovative und ansprechende Weise lernen. Statt nur über historische Ereignisse zu lesen, können sie sie hautnah erleben. Statt komplexe mathematische Formeln zu lernen, können sie diese in einer dreidimensionalen Umgebung visualisieren.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, das Lernen individuell zu gestalten. Schüler und Schülerinnen können in eigenem Tempo lernen und die Lerninhalte so oft wiederholen, wie sie möchten. Dies fördert das selbstgesteuerte Lernen und hilft ihnen, ihre Lernziele besser zu erreichen.
Das eigenständige Entwerfen und Erstellen von VR-Welten fördern nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch Kreativität, Problemlösungsfähigkeiten und Teamarbeit. Indem Schüler und Schülerinnen ihre eigenen VR-Welten entwickeln, lernen sie, wie sie komplexe Projekte von Anfang bis Ende planen und umsetzen können. Diese Fähigkeiten sind in der modernen Arbeitswelt äußerst wertvoll. Dadurch unterstützt es sie dabei, ein tieferes Verständnis für diese Technologie und ihre Möglichkeiten zu erlangen. Dies kann ihnen helfen, die Technologie in Zukunft besser zu nutzen, sei es in ihrer beruflichen Karriere oder in ihrem persönlichen Leben.
Anwendung in der beruflichen Praxis
Neben den pädagogischen Vorteilen bietet VR auch erhebliche Vorteile für die berufliche Praxis. In vielen Berufen, wie z.B. in der Medizin, Architektur oder Ingenieurwissenschaften, kann VR genutzt werden, um realistische Simulationen zu erstellen. Diese können dazu dienen, Fähigkeiten zu erlernen oder zu verbessern, ohne dass dabei reale Risiken oder Kosten entstehen.
Zum Beispiel können angehende Chirurgen komplizierte Operationen in einer sicheren, virtuellen Umgebung üben, bevor sie diese am echten Patienten durchführen. Architekten und Ingenieure können ihre Entwürfe in der virtuellen Realität visualisieren und so besser beurteilen, wie sie in der realen Welt aussehen würden.
VR bietet auch für den E-Commerce und Online-Shops ein enormes Potenzial. Kunden können mit VR-Brillen virtuell durch die Ladenregale gehen, Produkte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und sogar virtuell anprobieren. Dies kann besonders nützlich sein für Produkte, die normalerweise vor dem Kauf ausprobiert werden müssen, wie z.B. Kleidung, Schuhe oder Möbel. Durch diese interaktive und immersive Shopping-Erfahrung können Kunden eine fundierte Kaufentscheidung treffen, was letztendlich zu höheren Konversionsraten und geringeren Rücksendequoten führen kann.
VR im Bildungsgang Kaufleute im E-Commerce
Ein konkretes Beispiel für die Nutzung von VR in der Bildung stellt bei uns im Bildungsgang Kaufleute im E-Commerce die Erstellung eines VR-Produkt-Showrooms dar. Die Schüler und Schülerinnen hatten bei uns im Fach Geschäftsprozesse in der Unterstufe den Projektauftrag, einen virtuellen Showroom für innovative Produkte (Sportdrohnen, Fitnesstracker) eines fiktiven Modellunternehmens zu entwickeln (siehe Bild oben). In diesem Showroom sollten die potenziellen Kunden die Produkte des Modellunternehmens in einer dreidimensionalen Umgebung betrachten und mit ihnen interagieren.
Dieses Projekt hatte mehrere Vorteile. Die Klasse konnte lernen, wie sie ein effektives E-Commerce-Erlebnis gestaltet, welches die Kundenbindung und den Verkauf fördert. Exemplarisch wurde reflektiert wie das Modellunternehmen, für das der Showroom erstellt wurde, von einem innovativen und digitalen Verkaufskanal profitiert, der die Produkte auf eine Weise präsentiert, die über traditionelle Online-Shops hinausgeht und sich damit von der Konkurrenz abhebt.
Ein weiteres Unterrichtsbeispiel bei den Kaufleuten im E-Commerce stellt im Fach Wirtschafts- und Sozialprozesse die Erstellung einer virtuellen Unternehmensmesse dar, bei der die Klasse ihre Ausbildungsunternehmen auf einem virtuellen Messegelände vorstellen sollten. Statt physisch zu verschiedenen Ständen zu gehen, könnten die Besucher und Besucherrinnen mit VR-Brillen und mobilen Endgeräten durch die Messe navigieren und Informationen über verschiedene Unternehmen erhalten. Die Schüler und Schülerinnen haben so gelernt, dass Unternehmen durch den Einsatz von VR nicht nur die Kosten und den Aufwand für die Organisation einer physischen Messe reduzieren, sondern auch die Zugänglichkeit für die erhöhen, die sonst möglicherweise nicht in der Lage wären, die Messe zu besuchen.
Eins ist klar: Ob in der Bildung, im E-Commerce oder in anderen Bereichen: VR / AR bietet eine Fülle von Möglichkeiten. Durch das Eintauchen in virtuelle Welten und dessen Integration in Bildungsprozesse können Schüler und Schülerinnen komplexe Technologien frühzeitig verstehen und zugleich wertvolle Fähigkeiten erlernen, die eine bedeutende Rolle in unserer Zukunft einnehmen.