Das intensive Deutschlernen hat sich gelohnt: Die ersten Schüler der Internationalen Förderklassen am Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises Siegburg erhalten ihren Schulabschluss
Am Donnerstag, 12.07.2018, war es endlich soweit: die ersten Schülerinnen und Schüler, die in den Internationalen Förderklassen des Berufskollegs unterrichtet wurden, konnten ihre Abschlusszeugnisse entgegennehmen. Von Insgesamt 64 Schülerinnen und Schülern, die in diesem Schuljahr die IF-Klassen besuchten, erlangten ganze 48 ein Abschlusszeugnis, das mit einem Hauptschulabschluss Klasse 9 gleichzusetzen ist. Vor Freunden und Familie konnten sie ihre Zeugnisse in festlichem Rahmen in der Aula des Berufskollegs entgegennehmen.
Dass dies ein großartiges Ergebnis ist, weiß die stellvertretende Bildungsgangleiterin Susanne Hagenberg, die selber in zwei der Klassen, die überwiegend von jungen Flüchtlingen besucht werden, Deutsch unterrichtet hat: „Man muss bedenken, mit welch unterschiedlichen Voraussetzungen die Schüler an unsere Schule gekommen sind. Einige waren erst wenige Monate in Deutschland, andere bereits ein Jahr oder länger. Viele der jungen Leute haben eine lange Flucht hinter sich und sind in ihrer Heimat schon lange nicht mehr oder überhaupt kaum beschult worden.“ Was alle gemeinsam hatten, waren die fehlenden oder nur gering vorhandenen Deutschkenntnisse. „Wir haben natürlich einen großen Fokus auf die Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur gelegt, aber auch andere Kernfächer wie Mathematik oder Englisch unterrichtet.“ Besonders erfreulich ist es daher, dass auch Schüler, die kaum Vorkenntnisse aus den Heimatländern mitgebracht haben, in diesen Fächern gut aufholen konnten. „Wir haben ganz erstaunliche Erfolgsgeschichten erlebt, zum Beispiel von Schülern, die in Deutschland zunächst alphabetisiert werden mussten, nun aber nach zwei Jahren bereits einen Schulabschluss vorweisen können.“
Auch Schulleiterin Daniela Steffens betonte in ihrer Rede die außergewöhnlichen Leistungen der jungen Leute. „Ich bin stolz auf Sie“, begann sie ihre Ansprache und verwies auf die großen Fortschritte, die die Schülerinnen und Schüler gerade beim Deutschsprechen in den vergangen ein oder zwei Jahren gemacht haben. Auch berichtete sie von den positiven Rückmeldungen, die sie aus Betrieben erhalten hat, in denen Schülerinnen und Schüler der IF-Klassen ein Praktikum absolviert haben.
Dass für viele Schüler und Schülerinnen mit dem Schulabschluss der Weg noch nicht zu Ende ist, zeigen die unterschiedlichen Richtungen, die die jungen Leute nun einschlagen werden. Einige konnten dank der unermüdlichen Unterstützung durch Schulsozialarbeiter Bodo Wellemsen bereits einen Ausbildungsplatz im Handwerk oder Einzelhandel erlangen und werden im Sommer mit ihren Ausbildungen beginnen. Andere möchten noch einen höheren Schulabschluss erreichen und werden daher weiter die Schule besuchen.
Was ihnen künftig bei der Suche nach Praktika oder Ausbildungsplätzen helfen wird, ist das telc-Zertifikat, ein international anerkanntes Sprachprüfungs-Dokument, das insgesamt 23 von ihnen dank der Unterstützung des Lions Clubs und des Fördervereins der Schule ablegen konnten. Von den angetretenen Schülerinnen und Schülern erlangten 12 das Zertifikat auf dem Niveau B1, das sie als fortgeschrittene Sprachlerner ausweist, und 11 auf dem Niveau A2. Allen Schülerinnen und Schülern wurde beim Sprechen ein Niveau von B1 zertifiziert, was zeigt, dass sie bereits enorme Fortschritte im Erwerb der deutschen Sprache gemacht habe. Aufgrund der schönen Ergebnisse ließen es sich die Vertreter des Lions Clubs Siegburg, Oliver Mentges und Walter Quasten nicht nehmen, den Schülern persönlich zu gratulieren. Die Zertifikate überreichte Alexandra Haas von der VHS in Siegburg, die bei der Organisation des Termins zum Erreichen des telc-Zertifikats unermüdlich mitgearbeitet hatte.
Foto: Schülerinnen und Schüler der IF-Klassen mit ihren Telc-Zertifikaten mit Schulleiterin Daniela Steffens und Susanne Hagenberg vom Berufskolleg, Alexandra Haas, Oliver Mentges und Walter Quasten