Crash-Kurs NRW: Wenn Sekunden über Leben und Tod entscheiden

Es ist ein ganz normaler Morgen am Berufskolleg Siegburg. Schülerinnen und Schüler der Handelsschule und Höheren Handelsschule versammeln sich in der Aula. Doch was sie erwartet, ist kein gewöhnlicher Vortrag.
Die Polizei NRW ist zu Gast – gemeinsam mit Feuerwehrleuten, Rettungskräften und Unfallopfern. Sie berichten nicht über trockene Regeln und Vorschriften, sondern über die brutale Realität auf unseren Straßen. Über den einen Moment, der alles verändert. Über die letzten Sekunden eines Lebens.
Schockierende Bilder, verstörende Geschichten
Frau Heike Jakob von der Polizei zeigt Unfallbilder aus Osnabrück und München. Zertrümmerte Autos, verzweifelte Rettungskräfte, verlorene Leben.
Ihre Botschaft ist: Unfälle passieren nicht einfach so – sie werden verursacht. Zu den Ursachen gehören vor allem: Ablenkung. Leichtsinn. Alkohol. Geschwindigkeit.
„Und damit euch nicht das Gleiche passiert, damit eure Lebensträume nicht am Straßenkreuz enden, sind wir hier,“ sagt sie.
Dann folgen die Berichte. Sie sind nah. Sie sind hart. Sie sind real. Und sie lassen niemanden unberührt.
Ein Leben mit 19 Jahren – vorbei.
Peter Stada von der Freiwilligen Feuerwehr Much erzählt von einem Einsatz, bei dem er als Ersthelfer dabei war. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Unfallopfer ein guter Bekannter von ihm war.
Ein junger Mann – nur 19 Jahre alt – stirbt bei einem Motoradunfall. Er hat gerade erst angefangen zu leben. Sein ganzes Leben liegt vor ihm. Doch ein Moment der Unachtsamkeit reicht aus. Als Peter Stada mehr zufällig zur Unfallstelle kommt, versucht er, ihn zu reanimieren. Vergeblich. Die Tragödie trifft nicht nur die Familie, sondern auch Freunde, Bekannte – und einen jüngeren Bruder, der dieselbe Schule besucht.
"Das Schlimmste ist nicht der Tod", sagt Peter Stada, "sondern das, was er hinterlässt."
40 Meter durch die Luft geschleudert – und nie mehr nach Hause gekommen
Stefan Hedemann von der Polizei berichtet von einem Unfall in Sankt Augustin.
Ein älterer Mann macht einen Spaziergang. Nichts Ungewöhnliches. Doch dann rast ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit heran. Der Aufprall ist so heftig, dass der Mann 40 Meter weit geschleudert wird.
Sanitäter kämpfen um sein Leben – vergeblich.
Dann ein Schrei. Eine ältere Dame erkennt den Toten. Es ist ihr Mann. Eben noch verabschiedete er sich mit den Worten „Bis gleich.“ Jetzt liegt er leblos auf der Straße. Der Fahrer flüchtet. Später wird er gefasst und zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Doch das bringt den Mann nicht zurück.
Mädchen unter den Freunden – zerquetscht
Tim Erwin von der Feuerwehr erzählt von einem weiteren Unfall mit entsetzlichen Folgen. Ein Auto auf dem Weg von Köln nach Siegburg prallt gegen eine Mauer. Fünf Insassen – oder doch sechs? Unter den Verletzten auf dem Rücksitzboden liegt ein 16-jähriges Mädchen. Zerquetscht von den eigenen Freunden. Keiner hatte sich angeschnallt – außer der Fahrer. Er hatte keinen Führerschein, war auf einer Party, trank, nahm Drogen. Doch niemand der Mitfahrenden wusste es.
Das Auto war ein Mietwagen – der Fahrer hatte sich mit dem Account seines Vaters eingeloggt.
Handys klingeln während der Rettung. Eltern. Freunde. Keiner weiß, dass ihre Kinder gerade um ihr Leben kämpfen. Der Fahrer überlebt – aber nur körperlich. Er wird nie wieder aufwachen. Ein Pflegefall für den Rest seines Lebens.
Fahranfänger mit 145 km/h – eine Entscheidung für immer
Michael Müller von der Feuerwehr erzählt von seinem eigenen Unfall.
Ein junger Mann, gerade in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, rast mit 145 km/h in seine Fahrerseite.
Michael überlebt. Knapp. Sein Halswirbel ist gebrochen. Drei Rippen ebenfalls. Ein paar Zentimeter weiter – und er wäre querschnittsgelähmt. Warum? Der Fahrer wollte einfach schnell zu seiner Freundin. Er bekommt sechs Monate auf Bewährung. Michael bekommt sein Leben zurück – aber nur mit Glück.
Die Botschaft der Veranstaltung: Es liegt in eurer Hand!
🚨 Fahrt langsam.
📵 Lasst euch nicht ablenken.
🍺 Kein Alkohol, keine Drogen am Steuer!
🚗 Steigt nicht zu Fahrern ins Auto, die nicht fahrtüchtig sind.
Ein Führerschein kostet 4.000 - 6.000 €. Eine Taxifahrt nach Hause nur 100 €.
Die Polizei sagt: „Das Schlimmste ist nicht, einen Unfall aufzunehmen. Das Schlimmste ist, an einer Haustür zu klingeln – und den Eltern zu sagen, dass ihr Kind nie wieder nach Hause kommt.“
Denkt nach, bevor ihr ins Auto steigt. Denn manchmal gibt es keinen zweiten Versuch.